Haarmythen | Haarbande
Ich habe recht viele, recht dicke Haare, ab einer messbaren Länge etwa einen Zopfumfang von 10,5 cm, was gar nicht übel ist. Kurze bis sehr kurze Haare hatte ich seit meiner Kindheit auch immer wieder in meinem Leben – so wie momentan. Gibt es da also einen Zusammenhang? Werden die Haare dicker, kräftiger oder gar mehr, wenn man sie immer mal wieder kurz schneidet? Das ist nur einer der Haarmythen, die mir ab und an begegnet sind und mit denen ich mich heute als Thema der Haarbande beschäftigen will. Und was ist dran?
1. Haare werden kräftiger, wenn man sie kurz schneidet
Nichts ist dran. Ich habe diesen Mythos sogar mal von einer Friseurin erzählt bekommen, die das angeblich bei mir und auch bei ihrer eigenen Tochter hat feststellen wollen. Aber nein. Haare kurz schneiden macht sie nicht kräftiger oder sorgt für mehr Haarwuchs. Möglicherweise macht das erstmal (also in der ersten Zeit nach dem Schneiden) den Eindruck. Spliss und dünne, brüchige Haarspitzen sind dann weg, auch die sich natürlich verjüngenden Haarenden von Haaren, die noch nie geschnitten wurden. Kann gut sein, dass das Haar also erstmal voller und dicker wirkt.
Beim Nachwachsen wird sich aber herausstellen, dass sich nichts geändert hat, das Schneiden der Haare hat nämlich keine Auswirkungen auf die Kopfhaut und Haarwurzeln und die sind es doch, die das Haarwachstum steuern. Die einzige Möglichkeit, nach einem radikalen Schnitt dickeres Haar zu bekommen, ist, es weniger zu strapazieren, besser zu pflegen, mehr zu schützen. Dann kann es sein, dass das nachwachsende Haar gesünder ist als das, was man mal abgeschnitten hat. Ansonsten hat das Schneiden der Haare aber keine Auswirkungen auf die Qualität und Quantität der nachwachsenden Haare.
Vielleicht ist das aber auch ganz gut so. So oft, wie ich mir die Haare schon abrasiert habe, müsste ich ansonsten bald einen unfassbar dicken Zopfumfang haben und dann ein unerträgliches Gewicht mit mir herumtragen, wenn sie denn mal wieder länger würden. Lady Elefantenhaar oder so.
2. Schneiden nach dem Mondkalender u.Ä.
Verwandt mit dem ersten Punkt ist leider auch das Haareschneiden nach dem Mondkalender und ähnliche Systeme, nur zu bestimmten Terminen die Haare zu schneiden. Ich will gar nicht darüber diskutieren, ob/dass der Mond Auswirkungen auf uns Menschen hat. Das kann schon sein, ist aber für diesen Haarmythos eigentlich auch egal. Denn es ist nunmal so, dass das Schneiden der Haarspitzen (wie unter Punkt 1 beschrieben) keinerlei Auswirkungen auf Kopfhaut und Haarwurzeln hat.
Den Wurzeln ist herzlich egal, ob und wann an den Spitzen herumgeschnippelt wird. Haare werden nicht länger, schöner, dicker oder sonstwas, wenn man sie zum richtigen Termin schneidet. Die Spitzen werden ggf. gesünder, wenn sie strapaziert waren, das schon. Aber der Neuwuchs wird nicht mehr, schneller oder was auch immer. Alles andere ist ein Placebo-Effekt. Klar kann man nach dem Mondkalender schneiden, wenn man sich dabei gut fühlt. Und vielleicht nutzt es den Haaren auch, wenn man daran glaubt, wer weiß. Alles andere gehört aber in den Bereich der Haarmythen.
3. 100 Bürstenstriche am Tag sorgen für gesundes Haar
Der Haarmythos mit den 100 Bürstenstrichen ist ziemlich verbreitet – und das vielleicht deshalb, weil er zumindest nicht gaaanz falsch ist. Früher haben die Menschen ihre Haare weniger gewaschen, sondern durch Bürsten gereinigt. Da war ein intensiveres, tägliches Bürsten oft schlicht notwendig, um Staub und Dreck zu entfernen. Durch das Sebum (Fett, das die Kopfhaut zum Schutz produziert) waren die Haare eingehüllt und gegen die mechanische Belastung des Bürstens eventuell etwas besser geschützt als unsere meist regelmäßig „entfetteten“ Haare. Außerdem verteilt die Bürste dieses Fett dann von der Kopfhaut in die Haarlängen, sodass dort Glanz entsteht, da ist also schon was dran.
Wenn man sich „normal“ (wie heutzutage üblich) die Haare wäscht, dann sind die 100 Bürstenstriche durch die mechanische Belastung aber eine große Strapaze für die Haare. Wenn man dabei auch noch unvorsichtig ist, führt das Ganze dann keinesfalls zu gesunden, sondern vielmehr zu kaputten und gesplissten Haaren. Wie bei Vielem macht es beim Bürsten das rechte Maß. Man sollte die Haare nie nass bürsten, denn dann sind sie besonders empfindlich (höchstens, wenn man gerade viel Conditioner oder Leave-In zum Schutz im Haar hat). Locken und Bürsten vertragen sich auch kaum.
Die Haare vorsichtig und langsam VOR der Wäsche zu bürsten (nachdem man sie mit Fingern oder Kamm entwirrt hat), kann allerdings durchaus sinnvoll sein. Man bürstet schonmal Dreck (von außen oder Hautschüppchen) aus und verteilt das Sebum, das die Haarspitzen gerne mögen. Der andere Vorteil des Bürstens ist die Durchblutung der Kopfhaut: wenn man diese anregt, dann trägt das nämlich durchaus zu schönem Haar bei. Aus einer gut durchbluteten Kopfhaut wachsen eher gesunde, lange Haare! Irgendwie muss man da also die Mitte finden: Sebum verteilen, Kopfhaut massieren, aber die Haarlängen dabei nicht zu stark strapazieren.
4. Öle spenden dem Haar Feuchtigkeit
Öl ist Fett. Fett und Wasser stoßen sich gegenseitig ab, ohne Emulgator können die sich überhaupt nicht leiden. Trotzdem liest man immer wieder, dass Langhaars Öle verwenden, um ihrem Haar Feuchtigkeit zu spenden. So isoliert betrachtet ist das allerdings unmöglich: Öl enthält keine Feuchtigkeit, kann also auch keine spenden. Wieso klappt das dann trotzdem? Weil das Haar entweder schon etwas an Feuchtigkeit enthält oder man ihm Feuchtigkeit zuführt (mit Wasser waschen etwa) und das Öl sich dann darüber legt und die Feuchtigkeit sozusagen im Haar „einschließt“.
Insofern ist das kein echter Haarmythos, sondern eher eine Ungenauigkeit. Öle spenden dem Haar keine Feuchtigkeit, sorgen aber durchaus für Geschmeidigkeit, weil sie die Feuchtigkeit im Haar halten. Deshalb kann es auch besonders sinnvoll sein, die nassen oder feuchten Haare mit Öl zu pflegen. Und dann gibt es auch noch Öle, die es tatsächlich schaffen, ins Haar einzudringen, da sind dann auch längere Kuren vor der Wäsche (im trockenen Haar) sinnvoll, zwar nicht unbedingt für mehr Feuchtigkeit, aber durchaus zur Pflege der Haare.
Das führt hier allerdings etwas zu weit, eine gute Übersicht darüber, welches Öl was tut (eindringen oder nur „umhüllen“) findet ihr im Scienc-y Hair Blog. Abgesehen davon benutzt ihr wahrscheinlich selbst dann Öle und Fette, wenn ihr diese nicht pur verwendet, sondern diese eben in eurem Conditioner oder Leave-In enthalten sind. Hier sind dann meist auch Emulgatoren drin und so habt ihr dann auch wieder beides: Öl und Feuchtigkeit.
So, jetzt fällt mir nichts mehr ein (sobald der Artikel online ist, kommen bestimmt noch ganz viele Ideen…), ihr könnt höchstens nochmal meinen Artikel zu „Haaren im Kundalini-Yoga“ lesen, der enthält auch den einen oder anderen Mythos. Und schaut einfach bei den anderen Haarbanditinnen rein, was denen so zum Thema Haarmythen eingefallen ist.
Und klickt bald mal wieder hier bei mir rein, in den nächsten Tagen oder Wochen sollte es im Blog mal wieder Neuigkeiten geben. Im Juni gibt es in der Haarbande dann das Thema „Festliche Frisuren“, woran ich leider nicht teilnehmen kann.
Astrid
Das Thema bürsten das kenne ich auch so, es hieß immer bürsten ist super für die Haare. Aber nicht bei Locken ! Ich bürste und kämme seit einem Jahr nicht mehr, meine Haare sind viel dicker und besser gepflegt als zu bürstzeiten.
Zum Schneiden nach Mondphase: Ich habe es noch nicht regelmäßig gemacht, kann also schlecht sagen, ob es in der Praxis funktioniert, aber es ergibt meiner Meinung nach durchaus Sinn, da der zunehmende Mond ja Wasser/Feuchtigkeit quasi „rauszieht“, was im Fall der Haare heißt, dass sich die Cuticula aufstellt. Wenn man sich dann die Haare schneidet ist es schon irgendwie logisch, dass es eher wieder zu Spliss kommt als wenn man sie an Tagen mit abnehmendem Mond schneidet.
Aber wie gesagt, habe es noch nicht längere Zeit probiert … Ich seh die Macht des Monds nur immer auf dem Balkon, wenn man da die Phasen beachtet, gedeiht es auf’s Feinste
Liebe Grüße
Viele dieser Mythen kannte ich noch garnicht. Vielen Dank