Haare wachsen lassen mit Genuss und Minimalismus

Ach ja, vielleicht habt ihr es ja schon gemerkt: ich lasse wieder wachsen. Es sind schon fast vier Monate und damit etwa fünf Zentimeter zusammengekommen, denn nein, es ist leider nicht so, dass Haare wie Unkraut wachsen und man ihnen dabei quasi zugucken kann. Nein, man braucht schon etwas Geduld. Den aktuellen Stand zeige ich etwa monatlich auf Instagram, der August folgt erst noch. Am 14. April 2019 habe ich also zum letzten Mal einen sehr kurzen Buzzcut geschnitten, das waren so 6 mm, am 1. Mai habe ich dann beschlossen, dass das mein neuer Haargeburtstag wird und sie wieder länger werden dürfen.

Hat sie das nicht schonmal gesagt?

Doch. Das habe ich schonmal gesagt, unter anderem hier habe ich fünf Gründe aufgezählt, die Haare wieder wachsen zu lassen. Das war im Mai 2018 mit schon etwas längeren Haaren (8 Monate Wachstum) und hätte ich sie da nicht wieder abgeschnitten, dann, ja dann hätte ich jetzt schon fast wieder lange Haare. Da wären jetzt schon zwei Jahre Wachstum und ca. 30 cm Länge (nicht nach SSS) zusammengekommen, da hätte ich garantiert schon einen Zopf machen können und so, es ist zum In-den-Hintern-Beißen, wenn ich daran denke. Im Herbst 2018 war ich dann aber doch wieder beim Friseur, sie wurden kürzer, der Schnitt wuchs raus, es sah unmöglich aus und dann gab es irgendwann wieder einen Buzzcut. Mit Wiederholungen bis in den April 2019.

Und ja, ich mache mir Sorgen, dass es diesmal wieder ähnlich läuft. Deshalb unter anderem ja auch die Dokumentation auf Instagram, damit ich mich selbst motiviere und mir die eine oder andere von euch hin und wieder sagt, dass ich sie jetzt aber nicht schon wieder abschneiden, sondern diesmal durchhalten soll. Denn eines kann ich euch sagen: das nächste Jahr wird nicht besonders angenehm oder hübsch, eine Weile lang werden meine Haare ganz schön mäßig aussehen. Friseursalons will ich diesmal gar nicht mehr betreten, keinen Millimeter herschenken, also wird das wildes Gewucher und zwischendurch sicherlich unansehnlich. Ihr dürft mir also ruhig hin und wieder Mut zusprechen ohne zu erwähnen, dass der aktuelle Zustand inakzeptabel ist.

Warum lässt sie jetzt wieder wachsen?

Schönheit. Kurz und knapp. Nicht „meine“ Schönheit, die ist mir zunehmend wurster, je älter ich werde (dass sie mir egal ist, wäre aber auch wieder unzutreffende Koketterie). Jedenfalls geht es mir aber nicht so sehr um meine Schönheit. Es geht mir um die Schönheit langer Haare ganz allgemein. Denn wenn ich Fotos von langen Haaren sehe – vorwiegend die von anderen, manchmal aber auch meine eigenen von früher – dann denke ich meist: wow, wie schön! Sieht das schön aus, so lange Haare! Und kurz danach: will ich auch wieder! Irgendwie ist das kein richtig rationaler Grund, aber das ist mir egal. Vielleicht funktionieren irrationale Gründe ja sogar besser als rationale, mal sehen.

Strategie 1: Genuss

Diesmal nehme ich mir fest vor, dass ganz klar der Genuss beim Wachsenlassen an erster Stelle stehen soll. Sprich: der Weg ist das Ziel und ich genieße jeden Moment davon. Ich freue mich über jeden Millimeter und denke nicht so sehr, wie viele mich noch von meinem Ziel trennen. Ich denke in Etappen und versuche auf jeder Stufe die Vorteile zu sehen. Im ersten Jahr sehen sie doof aus? Egal, dafür trocknen sie noch total schnell und sind echt pflegeleicht! Im zweiten Jahr ist es herausgewachsenes Gestrubbel statt einer Frisur? Egal, dafür kann ich sie bald zusammenbinden.

Zum Genuss gehört dann sicherlich auch ganz viel „Übersehen“. Ich will versuchen, gar nicht so viel auf meine Haare zu achten und sie sogar zu verstecken, sobald sie mich nerven. Dann trage ich halt mal einen Monat lang breite Haarbänder, da brauche ich meine Haare nicht zu sehen. Und sobald es geht, mache ich halt jeden Tag Pferdeschwanz, ist auch okay. Mit Buzzcut sehe ich erst recht jeden Tag gleich aus, da kann ich auf die Variationsmöglichkeit auch noch eine Weile warten.

Strategie 2: Minimalismus

Auch bei Pflege, Schutz und jedem anderen Pipapo rund um die Haare will ich es diesmal anders angehen. Denn dieses „Pipapo“ war es jedes Mal, das mir auf die Dauer auf die Nerven gegangen ist, zu viel Pflege, zu viel Schonen und Verhätscheln, zu viel Zeit, zu viel Aufwand, zu viel Auswahl beim Haarschmuck. Und zwar egal, ob ich mich an der Curly Girl Methode oder am Wachsenlassen im Sinne des Langhaarnetzwerks orientiert habe. Je mehr ich auf Regeln geachtet und mich damit beschäftigt habe, desto weniger Spaß hatte ich an den Haaren. Diesmal geht es also um möglichst wenig.

Wenige Produkte, wenige Einkäufe. Nur das nötige Schonen der Haare, möglichst wenige Regeln. Einfache Routinen und Abwechslung nur dann, wenn ich wirklich Lust dazu habe. Lieber ein bisschen Spliss als die Lust verlieren und sie wieder ganz abrasieren. Lieber jeden Tag dieselbe Frisur als Unzufriedenheit, weil ich den ganzen Haarschmuck gar nicht spazierenführen kann. Lieber weniger definierte Locken als einen Berg an Produkten, die ich doch nicht alle testen und aufbrauchen kann. Und auf gar keinen Fall: Perfektion oder die Suche danach!

Und wohin geht die Reise?

Auch hier reicht – wie bei den Gründen – eine kurze Antwort: keine Ahnung! Ich habe kein genaues Ziel vor Augen, außer dass die Haare jetzt halt erstmal wachsen. Und das dürfen sie, solange sie sich mit Strategie 1 und 2 vertragen. Wenn ich es nicht mehr genießen kann oder wenn sich die Länge nicht mehr mit Minimalismus verträgt, dann ist es eben zu lang. Das ist definitiv erst nach einer Länge, bei der ich einen Pferdeschwanz machen kann, die Längen davor sind mir zu anstrengend! Und manchmal schmachte ich ja auch Bilder von knielangen Fairy Tales an und überlege, was bei mir wohl Terminal Length wäre.

Also ihr seht schon, da gibt es eine große Bandbreite zwischen Schulter und Knie und wichtiger als das Ziel ist hier wirklich der Weg, auf dem ich mich wohlfühlen muss, damit ich nicht wieder zum Rasierapparat greife. Mal sehen, wie mir das diesmal gelingen wird.

 

So viel dazu, ich bin dann erstmal weg, Urlaub und so. Schaut auf Instagram nach meinem neuen Fortschritts-Bild. Und schaut ab morgen mal in die Haarbande, da gibt es Sommerfrisuren! :)

 

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4 Kommentare

  1. Ulrike
    10. August 2019

    Oh ja! Lass sie wachsen!!! :-D Ich lese hier schon lange fleißig mit, unter anderem deshalb, weil unsere Haare sich in Struktur und auch Farbe sehr ähneln. Meine sind etwas weniger lockig als deine, wohl aber wellig. Und sie sind ein bißchen dunkler / brauner, aber auch mit Rotstich drin.
    Meine Haare sind nun beinahe hüftlang, ein paar Monate noch warten. Und ja, sie nerven auch mal. Vor allem, wenn sie trocken und strohig sind, vor allem in den Längen natürlich. Es gibt Tage, da mögen sie sich nicht beruhigen, was immer ich an Produkt hineingebe.
    Dann stecke ich sie weg und sage: Wenn sie in einem Monat immer noch so sind, schneide ich sie ab. Und als ob sie mich hören könnten, werden sie dann natürlich doch wieder schön und weich und flauschig. ;-)
    Ich mag die langen Haare an dir und finde, dass sie ganz toll zu deinem Gesicht passen. Spannenderweise scheinst du echt alles an Länge tragen zu können, aber lang ist der Hammer bei deiner Mähne! Also nur Mut! Lass wachsen! Ich persönlich würde mich sehr sehr freuen. :-)

  2. As6
    10. August 2019

    Niiiicht abschneiden, du weißt wer ich bin😂.Ich wasche minimalistisch mit Seife und shikakai, pflege.mit Khadi öl Kopfhaut und mit Brokkolisamenöl die Länge. Kämme nicht ohne Conditioner. Bürsten tu ich auch nicht mehr.
    Nachts mach ich ein hohen Zopf mit Papangas .Einmal die Woche eine Kur und färben mit Henna. Recht minimalistisch.

  3. Sandra
    26. Januar 2020

    Ich habe früher auch gepflegt wie wild, weil ich dachte, so werden sie schöner. Habe viel Geld für auch so tolle Pflegeprodukte von Heymountain, Nightblooming, Chagrin Valley, Khadi, etc. ausgegeben, die letztendlich eigentlich so gar nichts gebracht haben. Ich habe Haarseifen und Shampoobars benutzt, habe sie im nassen Zustand nicht gekämmt. Im Grunde habe ich alles ausprobiert, was die Haare schöner und gepflegter machen soll. Und das Ende vom Lied war, daß sie zum Schluß NOCH SCHLIMMER ausgesehen haben als ohne diese „Zauberprodukte“ – so schlimm wie nie zuvor.

    Mittlerweile benutze ich seit über einem Jahr nur noch Shampoos und Spülungen von Alverde und Alterra, weil ich es so satt hatte, einen Haufen Geld zum Fenster rauszuschmeißen. Das Resultat: Sie sehen besser aus als je zuvor!!! Teuer ist nicht immer besser. Weniger ist oft mehr.

    • Wuscheline
      11. Februar 2020

      Puh, ja, auch ein spannender Weg bei dir. Ich gebe mit WO ja inzwischen auch nix mehr für die Haare aus und bin ziemlich zufrieden. So eine Produktschlacht wie früher werde ich sicher nicht mehr betreiben…

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